„Freiwillige leisten einen wertvollen Beitrag für Menschen, schenken ihnen Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung.“ So betonte es Parsa Marvi, SPD-Bundestagsabgeordneter, bei einem Austausch über die Zukunft der Freiwilligendienste. Dazu kamen am 18. September 2024 im Karlsruher Friedensheim, einer Pflegeeinrichtung des Badischen Landesvereins für Innere Mission (BLV), Vertreter*innen aus Politik mit Freiwilligendienstleistenden sowie Vertreter*innen von Diakonie Baden und BLV zusammen.
Im Mittelpunkt stand die Sorge um die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt 2025, die das Engagement im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und im Bundesfreiwilligendienst (BFD) gefährden könnten. Bundestagsabgeordneter Parsa Marvi sprach sich deutlich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Freiwilligendienste aus: Er forderte, den Zugang zu Freiwilligendiensten zu erleichtern und mehr finanzielle Unterstützung bereitzustellen, damit junge Menschen unabhängig von elterlicher Unterstützung oder sozialen Herkunft einen Freiwilligendienst leisten können. „Die Formen der Anerkennung sollten erhöht werden“, so Marvi. Dies sei besonders wichtig, um den Dienst attraktiver zu machen, zum Beispiel durch eine Anrechnung auf Studium oder Ausbildung. Der Freiwilligendienst habe einen hohen gesellschaftlichen Wert.
Die wichtige Rolle der Freiwilligen
In sozialen Einrichtungen werden Freiwillige von den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr geschätzt: Sie bringen Abwechslung in den Alltag der Menschen, sind GesprächspartnerInnen und bieten Zeit, Unterstützung und Nähe. Phuc Bao Diep leistet derzeit seinen Freiwilligendienst im Martinshaus, einer besonderen Wohnform des BLV für Menschen mit Behinderungen. „Ich mache Spiele mit den BewohnerInnen oder begleite sie auf Spaziergängen. Wenn ich mit Ihnen Quatsch mache, gefällt ihnen das besonders“, erzählte er lachend. „Ich kann mir schon jetzt gut vorstellen, danach im sozialen Bereich zu arbeiten.“ Herr Diep nutzt den Freiwilligendienst auch, um seine Fachhochschulreife zu erlangen.
Timo Müller, stellvertretender Vorstand des BLV, betonte auch die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung, die ein Freiwilligendienst biete. Denn die Freiwilligen lernen nicht nur den Berufsalltag im sozialen Bereich kennen, sondern erleben Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen und erfahren gleichzeitig Dankbarkeit für ihre Unterstützung. „Junge Menschen erfahren dadurch Selbstwirksamkeit und entdecken persönliche Stärken, die Ihnen zuvor vielleicht gar nicht bewusst waren“, stellte Müller heraus.
Mehr als nur eine berufliche Orientierung
Für viele Freiwillige ist der Dienst zudem eine Chance, sich beruflich zu orientieren und persönliche Stärken zu entdecken. „Der Freiwilligendienst war mein Einstieg in meine heutige Karriere“, erklärte Greta Kinski, Gruppenleiterin im Martinshaus, die durch das FSJ ihre Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen entdeckte.
Appell an die Politik: langfristige Planungssicherheit
Der Austausch endete mit einem Appell an die Politik, die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt 2025 zu überdenken. „Gerade in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft auf das Engagement junger Menschen angewiesen ist, senden Kürzungen das falsche Signal“, so Dietrich Hartlieb. Einigkeit herrschte darüber, dass Freiwilligendienste einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten, indem sie junge Menschen auf soziale Berufe vorbereiten.
Die Gesprächsrunde mit Parsa Marvi bot eine wichtige Gelegenheit, die Bedeutung des Freiwilligendienstes in den Vordergrund zu rücken und die Weichen für eine langfristige Planungssicherheit zu stellen. „Ein Freiwilligendienst vor Ausbildung oder Studium ist für alle sinnvoll – zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung vor der Entscheidung für einen Beruf“, schloss Einrichtungsleitung Wieß das Gespräch.