Artikel zum Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst
30. August 2024Bürgerfest des Bundespräsidenten 2024 – Freiwilligendienste treffen den Bundespräsidenten und die Familienministerin
16. September 2024Die Hertie-Stiftung hat mit einer Studie die Umsetzbarkeit eines Gesellschaftsdienstes untersucht und dabei Vorschläge des Bundespräsidenten aufgegriffen.
Die Studie „Ein Gesellschaftsdienst für alle – eine Konkretisierung“, die dezidiert internationale Erfahrungen berücksichtigt, kritisiert sehr deutlich die Kürzungen im Freiwilligendienste-Haushalt und betont, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten zu einem Verlust von Freiwilligenplätzen führen. Ausführlich betrachtet und begrüßt wird dagegen der vom BAK FSJ und von anderen Akteuren der Freiwilligendienste gemeinsam entwickelte Vorschlag eines Rechts auf einen Freiwilligendienst. In der Vision 2030 finden sich die zentralen Bausteine, die sicherstellen sollen, dass alle Menschen, egal welchen Alters, das Recht auf einen bezahlten Freiwilligendienst haben. Beispielsweise zeigt die Hertie-Studie, dass Freiwilligendienste die non-formale Bildung stärken und weiterer institutionalisierter Beratungs- und Informationsangebote bedürfen, um Menschen unterschiedlicher Milieus zu erreichen. Hier wird u.a. eine stärkere Digitalisierung gefordert.
Im Interview antwortet die Autorin der Studie, Dr. Rabea Haß auf die Frage, ob ein Gesellschaftsjahr eher verpflichtend oder freiwillig sein soll wie folgt:
Das lässt die Studie insofern offen, da es am Ende eine politische Entscheidung ist. Der Bedarf muss im Zentrum stehen. Wenn wir – so ähnlich, wie es Minister Pistorius auch macht – im ersten Schritt zu der Erkenntnis kommen, dass wir nur 200.000 sinnvolle Stellen haben, dann würden wir nicht empfehlen, über eine Pflicht nachzudenken, die allein bei jungen Menschen schon 700.000 pro Jahrgang bedeuten würde. Dafür hätten wir im ersten Schritt auch gar nicht die Infrastruktur. Unser Vorschlag ist, den Prozess schrittweise zu gehen. Im ersten Schritt die Freiwilligkeit auszuschöpfen, indem man einfach die Rahmenbedingungen so verbessert, dass der Dienst noch mal für deutlich mehr Menschen attraktiv wird. Wir hatten bereits in der ersten Studie darauf hingewiesen, dass es ein starkes Informationsdefizit gibt. Da sind wir in der zweiten Studie noch mal konkreter geworden, dass dies nicht nur für junge Menschen gilt. Selbst wenn Schulabgängerinnen und -abgänger beispielsweise vom Bundespräsidenten ein Schreiben bekommen sollen, in dem es um den Dienst für die Gesellschaft geht, greifen diese Dinge aus unserer Sicht zu kurz, weil es noch mehr Phasen im Leben gibt, in denen man sich für einen Dienst entscheiden könnte oder sollte.
Die Studie wurde von folgenden Akteur*innen bereits kommentiert:
- DSJ: Chancen und Risiken eines Pflichtdienstes (6.09.2024)
- Diakonie RWL: Freiwilligendienst statt Pflichtdienst – was die aktuelle Hertie-Studie wirklich zeigt (5.09.2024)